Scheitern
Dortmund, 19. März
Edda, liebe,
seit Tagen versuche ich, Dir zu antworten, es will mir nicht gelingen. Ich las über einen Künstler, er habe sich beim Scheitern gefilmt, im Sturz von einem Dach, beim Weinen, er starb jung, unter geheimnisvollen Umständen, auf dem Ozean. Das ging mir nah. Zuweilen überfällt mich brennende Traurigkeit. Sie hat einen Anlass und sie hat keinen. Denke an Tanja. Eine Madonna im Pariser Vorort weint grünes Öl, hunderte pilgern täglich dorthin, sie akzeptieren die Heilkraft göttlicher Tränen. Das ist am Ende Kunst. Dachte zurück an deine kurze Beschreibung eines siebenstündigen Verweilens auf einem Felsen. Mein erster Impuls war, es nachzutun, nur für mich. Das eine hätte nichts mit dem anderen zu tun. Stelle mir vor, eine Kamera hielte tagelang fest, wie jemand vor dem Bildschirm sitzt, nenn es Papier, und nach Worten sucht an ein Gegenüber, das unsichtbar bleibt. Was geht in den Betrachtenden vor, in denen, die auf ein Wunder warten, in denen, die eine lange Zeitstrecke mit dem künstlerischen Akt eines anderen teilen.
MEIN Moos ist aus Worten und Wünschen gestrickt. Ich möchte so gern mit jemandem sprechen. Ein Satz aus Tschechows Kirschgarten, der auf der einen Seite leuchtet, gegenüber prangt ein heftiges Verlangen nach Stille. In der Nacht, wenn alle schlafen, erwacht das Individuum, nicht wahr, da kann es sich als Teilchen fühlen und zugleich als Ganzes.
Mehr Worte sind nicht. Auf bald. D
Edda, liebe,
seit Tagen versuche ich, Dir zu antworten, es will mir nicht gelingen. Ich las über einen Künstler, er habe sich beim Scheitern gefilmt, im Sturz von einem Dach, beim Weinen, er starb jung, unter geheimnisvollen Umständen, auf dem Ozean. Das ging mir nah. Zuweilen überfällt mich brennende Traurigkeit. Sie hat einen Anlass und sie hat keinen. Denke an Tanja. Eine Madonna im Pariser Vorort weint grünes Öl, hunderte pilgern täglich dorthin, sie akzeptieren die Heilkraft göttlicher Tränen. Das ist am Ende Kunst. Dachte zurück an deine kurze Beschreibung eines siebenstündigen Verweilens auf einem Felsen. Mein erster Impuls war, es nachzutun, nur für mich. Das eine hätte nichts mit dem anderen zu tun. Stelle mir vor, eine Kamera hielte tagelang fest, wie jemand vor dem Bildschirm sitzt, nenn es Papier, und nach Worten sucht an ein Gegenüber, das unsichtbar bleibt. Was geht in den Betrachtenden vor, in denen, die auf ein Wunder warten, in denen, die eine lange Zeitstrecke mit dem künstlerischen Akt eines anderen teilen.
MEIN Moos ist aus Worten und Wünschen gestrickt. Ich möchte so gern mit jemandem sprechen. Ein Satz aus Tschechows Kirschgarten, der auf der einen Seite leuchtet, gegenüber prangt ein heftiges Verlangen nach Stille. In der Nacht, wenn alle schlafen, erwacht das Individuum, nicht wahr, da kann es sich als Teilchen fühlen und zugleich als Ganzes.
Mehr Worte sind nicht. Auf bald. D
Daphne D. - 19. Mär, 10:29