Montag, 5. April 2010

Subjonctif

Dortmund, 5. April 2010
Edda,


Etwas ist nicht wirklich, also ist es vielleicht wahr. Es gibt kein ungelebtes Leben. Pathosgeste. Brauchte lange, deine Worte zu sortieren, die mich mit Anlauf umgerannt haben. Hast du einen Entwurf gemacht, glaubst du an einen Kern, den zu entblättern eine Aufgabe ist. Wille zur Macht. Soviel Esoterik hätte ich dir nicht zugetraut. Vorsicht, vermintes Gelände. Der Vorgarten vielleicht auch. Vom ungelebten Leben ist der Schritt kurz zum Unwert. Machen Sie das Beste aus Ihrem Typ. Leben bewegt sich zwischen Ereignis und Setzung. Natürlich ist die Setzung angreifbar, Wünsche wie Möglichkeiten sind veränderlich. Hier postuliere ICH: Schwebendes Verfahren. Vom Konjunktiv halte ich wenig. Tendiere zum französischen Subjonctif. Grammatik des Wollens, Wünschens, Denkens, Empfindens, Meinens, Urteilens. Ich sehe eine Aufforderung zur Präzision darin.

Balanciere immer an der Peripherie. Schon seit Schulzeiten, anders als Tanja, schräg vorbei an der Mitte. Eingeborene Randständigkeit, eine Position des Beobachtens. Reise dieser Tage am östlichen Rand der Region, Oskar auf dem Arm. Noch kann ich ihn tragen, noch vertraut er meinen Wünschen. Immense Performance, Rieseninstallation zu Kunst und Alltag. Ich lade dich ein, hier kannst du Bilder schütteln wie Schneekugeln. Klingelst an einer von 60 Türen, drumherum spitzgiebeliges Häuschen im Industriegebiet, eine Frau lässt dich freundlich ein, im Zimmer rechterhand liegt ein Mann im Pflegebett, wer weiß, was von dir er wahrnimmt, linkerhand ein Wohnzimmer, Lampe, Stühle, Tisch, am Ende des Flurs verlässt du das Haus, überquerst einen Hof, betrittst einen Wintergarten aus Stein mit Frühlingsblick auf Teich und Beete, der Boden ist kahlgefegt, der Blick sucht das draußen angekündigte Werk, es befindet sich in den Steckdosen, technische Hinterlassenschaften eines multinationalen Musikfestes aus Anderland, erfährst du, figurativ anmutende Skulpturen aus Steckverbindungen, Schaltern, Notlichten unterschiedlicher Herkünfte, die zart leuchten, also funktionieren. Alles zusammen ergibt das Bild. Die Frau, der Mann, das Bett, der Gang, der Boden, die Kunst aus Ereignis und Setzung. Du fährst weiter, die anderen bleiben.

Ich gelobe: Ich will dich von nun an in deinem berliner Angestelltenstatus ernst nehmen. Vielleicht ist mir deine Haltung weniger fremd als ich mir zugestehe. Von Herzen yours, unbeirrt.

Daphne

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

übergänge
Dortmund, 10. Dezember 2010 Liebe Edda, Strafen will...
Daphne D. - 10. Dez, 12:21
no treat
Berlin, 6. November 2010 liebe Tante, bei mir haben...
edda b. - 6. Nov, 19:22
Sie nennen es Halloween
Dortmund, 31. Oktober Liebe Edda, da du es wissen...
Daphne D. - 31. Okt, 20:29
skin
Berlin, 11. Oktober 2010 Daphne.. ...in nem Flur,...
edda b. - 26. Okt, 13:07
tuschecht
Berlin, 10. Oktber 2010 Liebe Daphne Ja, da hast Du...
edda b. - 10. Okt, 18:38

Links

Suche

 

Status

Online seit 5719 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 31. Mär, 14:47

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren