Krempel & Konsorten
4. Juni 2010
Dear Edda,
fort mit Krempel und Konsorten! Ach, schön wäre das. Ich übergehe das Verstreichen der Zeit. Lange waren wir unseren Erzeugern böse. In welchen Mief sie uns da aus bloßer Konvention (ja doch keinesfalls aus Überzeugung oder gar vorauseilender Liebe) geboren hatten, in welchen Moder. Unbelehrte Aufforderung zum Ducken: Fallt bloß nicht auf. Jedenfalls nicht unangenehm. Die Dramaturgie der Worte sollte ein Scherz sein. Auf der Innenseite der Küchenschranktür hing eine Fotografie deiner Großmutter in BDM-Uniform, sie hing immer dort, ist dort noch, schau nach, wenn du sie besuchst und lass es mich wissen. Es hat jeden Umzug überstanden. Dass das gemeinsame Singen an Lagerfeuern jedenfalls schön gewesen sei, bedeutet das und die Kinderlandverschickung ein Abenteuer in den Bergen. Die Annahme, Geschichte und Gefühle wirkten nicht mehr, kommt mir esoterisch vor.
Übrigens schmerzen mich die im Foto festgehaltene Schönheit ihrer Jugend, die weichen Lippen, immens hohe Stirn, fast weiße Locken, ein langer glatter Hals, der vollkommen offene Blick. Was wird aus uns.
Mir ist blaugrau, heute unbeirrt leise heiter, obwohl noch immer ohne Benachrichtigung. Ohne Auftrag. Das Geld wird knapp. Als was verdinge ich mich. Interessantes Wort, nicht wahr.
Spät, knapp aber herzlich:
Daphne
Dear Edda,
fort mit Krempel und Konsorten! Ach, schön wäre das. Ich übergehe das Verstreichen der Zeit. Lange waren wir unseren Erzeugern böse. In welchen Mief sie uns da aus bloßer Konvention (ja doch keinesfalls aus Überzeugung oder gar vorauseilender Liebe) geboren hatten, in welchen Moder. Unbelehrte Aufforderung zum Ducken: Fallt bloß nicht auf. Jedenfalls nicht unangenehm. Die Dramaturgie der Worte sollte ein Scherz sein. Auf der Innenseite der Küchenschranktür hing eine Fotografie deiner Großmutter in BDM-Uniform, sie hing immer dort, ist dort noch, schau nach, wenn du sie besuchst und lass es mich wissen. Es hat jeden Umzug überstanden. Dass das gemeinsame Singen an Lagerfeuern jedenfalls schön gewesen sei, bedeutet das und die Kinderlandverschickung ein Abenteuer in den Bergen. Die Annahme, Geschichte und Gefühle wirkten nicht mehr, kommt mir esoterisch vor.
Übrigens schmerzen mich die im Foto festgehaltene Schönheit ihrer Jugend, die weichen Lippen, immens hohe Stirn, fast weiße Locken, ein langer glatter Hals, der vollkommen offene Blick. Was wird aus uns.
Mir ist blaugrau, heute unbeirrt leise heiter, obwohl noch immer ohne Benachrichtigung. Ohne Auftrag. Das Geld wird knapp. Als was verdinge ich mich. Interessantes Wort, nicht wahr.
Spät, knapp aber herzlich:
Daphne
Daphne D. - 4. Jun, 23:19