Donnerstag, 30. September 2010

täuschend echt

Dortmund, 30. September 2010
Liebe Edda,

wie von selbst...ja, das ist schön. Ich flaniere gern, gehen ohne Eile. Dann ist es das. Fürs erste. Gehen und schauen. Lässt sich vielleicht noch etws Flirrendes einbauen, eine Bewegung der Luft, oszillierende Zwischenräume? Du missverstehst mich (absichtlich, suchst du action? Vorsicht, nicht mit mir): Bei Erzählweisen, die stark am Plot orientiert sind, muss ich das Ende zuerst lesen, damit ich Ruhe habe für die Lektüre.

Ich habe mich selbst beauftragt zu überprüfen, woher der Wunsch nach TIEFE kommt und das Erschrecken vor der Oberfläche bzw. die Unzufriedenheit daran. Dringlichkeit, Beweggrund, Lover, echte Action. Hab ich das geschrieben? Das denkst du dir doch aus. Ich versuche, zu präzisieren (einmal sagte jemand über Virginia Woolf, ihre Prosa sei so präzise wie mit dem Messer geschrieben. Ich fand das verblüffend angesichts der vielen Geankendriften, las daraufhin noch einmal neu, und ja): Mir kam es so vor, als wichen wir vor etwas aus. Was mich betrifft, ist das nichts Ungewöhnliches. Ich bin ein Kissen. Mit einem Mal fiel mir ein Begriffspaar ein: Täuschend echt. Bislang habe ich es immer nur in Bezug auf Dinge gekannt. Ich nehme also den Wunsch nach etwas, das uns wirklich bewegt, als Aufruf zur Täuschung zurück.

Das „Klappbett“ ist doch geklaut.

Über das Eingemachte habe ich gelacht. Im Keller hier stehen noch Gläser mit Pflaumenmus. Er ist knüppelhart und hat die Farbe von getrocknetem Blut. Ich habe die Gläser bei jedem Umzug mitgenommen, ich kann mich nicht davon trennen. Einmal reihte ich sie auf eine alte abgeblätterte Holzfensterbank, die auf kleinen Füßchen stand. Mein Readymade. Ich.

Zwei fortwährend ersetzte Nadelbäume, die in der Straße als Sichtschutz und Abgrenzung dienen sollen, verdorren ein ums andere Mal nach kurzer Zeit. Jetzt sind sie vollkommen trocken und leuchten fuchsrot. An der Stelle wächst nichts, zwischen den Gärten. Ich betrachte das beim Kartoffelschälen, beim Reiskochen, Fleischanbraten, beim Broteschmieren, Obstschnippeln, beim Gemüseputzen, beim Entkernen, Zerschneiden, beim Häuten.
Herzl ich:
Daphne

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